Anno 1771  hatte Sire Wanzel, ein Jäger im Dienste des Landesherren Ludwig IX von Hessen Darmstadt, den Bau seines repräsentativen Wohnhaus samt den entsprechenden Wirtschaftsgebäuden in bester Lage: „eine Hoofreit...worauf ein einstöckiges Hauss, Scheune und Stallung stehet“ fertiggestellt.

Dazu suchte er die schönsten Eichen für  Fachwerkbalken sowie Sandsteine für die Fassade aus. Eingangstreppe, Dielenboden, Fenster oder Türen, fast alle Räumlichkeiten zeigen Spuren zahlreicher Generationen und überdauerten unverändert mit ihrem unverwechselbaren historischen Charakter die Jahrhunderte. Das grosszügige  Grundstück mit etwa einem Hektar Streuobstwiese, Gemüsegarten und Wald gehört wie damals zu diesem elsässischen Anwesen.In kleines eigenständiges Gebäude aus jener Zeit, ein Schweinestall, sowie ein Backhäuschen und weitere Stallungen  mit ScheunEe erinnern noch heute an den bäuerlichen Selbstversorgerbetrieb.  Später kam noch eine Remise für die Kutsche hinzu, und die Hofeinfahrt wurde so angelegt, dass man mit dem Gespann nicht wenden musste. Zur Strasse hin und für jeden gut sichtbar war früher der riesige Misthaufen platziert,  ein Zeichen des Wohlstands.

 

Die Remise wurde schliesslich in eine Dorfschmiede umgewandelt und war noch bis in die Mitte des letzen Jahrhunderts in Betrieb, die Hufeisen als Aushängeschild erinnern noch an diese Zeit.   

 

 

Ein herschaftlicher Jäger und Schultheiss (Bürgermeister), im Dienst des Landgrafen Ludwig  IX von Hessen-Darmstadt

 

Christian Theophil Wanzel, wurde am 16. Februar 1748 in Gommersheim (Pfalz) als Sohn einer lutherischen Pfarrerfamilie geboren. Wie sein Vorname Theophil (auch Amadeus oder Gottlieb) erahnen lässt, sollte er höchstwahrscheinlich diese Tradition fortführen. Es ist aber sein älterer Bruder der in Tübingen Theologie studiert und Pfarrer wird und auch seine ältere Schwester heiratet einen Pfarrer.   Christian Theophil hatte aber ganz bestimmt an einem zu jener Zeit  renommierten Gymnasium studiert, dort muss er  von der "Annonce" des Landgrafen  Kenntnis bekommen haben: dieser verkündete damals durch ein Schreiben, dass er gut ausgebildete Personen sucht um diese als Beamte in seinen Wäldern einzusetzen.  Um sich "herrschaftlicher Jäger" nennen zu dürfen, war es notwendig sich für eine eine dreijährige Ausbildung an der Seite eines Lehrmeisters zu bewerben und die Prüfungen erfolgreich zu bestehen. Als Vorraussetzung   musste man folgende Eigenschaften nachweisen können: "Gottesfürchtig sein, dies aber ohne Aberglauben, keine Laster haben (wie Saufen, Spielen, Fluchen), eine gute körperliche Kondition vorweisen  ( gut laufen, springen, reiten und schwimmen können), Erste Hilfe leisten können (für Mensch und Tier), kräuterkundig sein, Liebe zu Hunden haben, keine Angst vor Raubvögeln zeigen um diese abrichten zu können, gut sehen und hören, geschickten  Umgang mit dem  Jagdgewehr, dem Hirschfänger zeigen und gut auf dem Zinken (Jagdhorn) blasen können."  Selbstverständlich musste man auch fliessend Lesen (auch Latein) und geschickt mit der Feder schreiben können (um alte Verträge und Grenzregulierungen der Herrschaft studieren  konnte) sowie von den Gesetzen Ahnung haben (um Frevler, Wilderer usw.zu bestrafen). Auch Grundkenntnisse in Astronomie (um in der Nacht sich am Sternenhimmel zu orientieren), gute Kenntnisse in Mathematik und Geometrie wenn man ein "holzgerechter" Jäger werden wollte (dieser musste mit dem Wald und dem Holz wirtschaften, aber auch die Teiche, Mühlen, Hammerwerke, Köhler usw. beaufsichtigen). Christian Theophil Wanzel muss dies alles erfüllt und einen guten Lehrmeister gefunden haben, denn in einem von ihm mit der Feder elegant geschriebenen Brief nennt er sich bereits 1768 "herrschaftlicher Jäger" und stand im Dienst des Landgrafen Ludwig IX von Hessen-Darmstadt. 

Fortsetzung folgt........